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Der Fondsname verpflichtet …

Geldanlage

»Nachhaltig«, »ESG« oder »grün« klingt gut – aber darf sich wirklich jeder Fonds so nennen? Hier erfahren Sie, wann ein Fonds diesen Namen auch verdient.

Was ist ein Investmentfonds?

Eine Fondsverwaltung sammelt von vielen Anleger:innen Geld ein und investiert es dann nach einer festgelegten Strategie – zum Beispiel in Aktien, Anleihen oder Immobilien. Es gibt viele unterschiedliche Fondsstrategien – hier geht es um jene, die sich auf Nachhaltigkeit bzw. ESG-Aspekte fokussieren. »ESG« steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Was hat der Fondsname mit Nachhaltigkeit zu tun?

Begriffe wie »nachhaltig«, »grün« oder »ESG« weisen darauf hin, dass ein Fonds bei der Auswahl der Unternehmen bestimmte Umwelt-oder Sozialkriterien berücksichtigt. So kann der Fonds z. B. in Hersteller von Windkraftanlagen, Bekleidungsunternehmen mit fairen Löhnen oder Firmen mit strengen Regeln gegen Korruption investieren. Allerdings ist nicht jeder ESG-Fonds gleich nachhaltig. Manche berücksichtigen ESG-Kriterien nur zusätzlich in der Veranlagung, andere verfolgen ein konkretes nachhaltiges Ziel – etwa Investitionen in erneuerbare Energien.

Was gilt für solche Fonds?

Wenn ein Fonds Begriffe wie »nachhaltig« oder »grün« im Namen führt, gelten – neu und europäisch einheitlich – bestimmte Anforderungen:

  • Mindestens 80 % der Mittel müssen in Anlagen fließen, die ökologische oder soziale Merkmale fördern oder nachhaltige Ziele verfolgen.
  • Unternehmen, die ESG-Kriterien widersprechen, z. B. Waffenhersteller oder Kohleproduzenten, sind generell ausgeschlossen.

Wie finde ich heraus, ob ein Fonds wirklich nachhaltig ist?

Ein Blick in die Unterlagen lohnt sich: Fondsprospekte, Nachhaltigkeitsberichte und das Basisinformationsblatt zeigen, ob ein Fonds seinem Namen gerecht wird. Auch unabhängige ESG-Ratings und Gütesiegel wie das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte bieten Orientierung. Damit können Sie auch erkennen, ob die jeweilige Nachhaltigkeits-/ESG-Strategie tatsächlich Ihren eigenen Nachhaltigkeitspräferenzen entspricht.

Wer gibt die Regeln vor?

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat Leitlinien veröffentlicht, die sicherstellen sollen, dass Fondsnamen nicht nur zu Werbezwecken verwendet werden. Erklärtes Ziel ist es, Sie vor irreführenden Bezeichnungen zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen.

Was passiert bei Missachtung?

Wir von der FMA prüfen, ob die Fonds den Leitlinien entsprechen. Werden die Anforderungen nicht erfüllt, muss das erklärt und korrigiert werden. Bei Zweifeln am Fondsnamen schreiten wir ein, denn der Fondsname muss halten, was er verspricht.


Governance:
Regeln und Verfahren einer guten und verantwortungsvollen Unternehmensführung – z. B. Transparenz, Anti-Korruption und faire Gehälter.

Basisinformationsblatt:
kurzes, standardisiertes Dokument, das die wichtigsten Informationen eines Fonds übersichtlich zusammenfasst.

Fondsverwaltung (auch Kapitalanlage-Gesellschaft oder KAG):
ein Unternehmen, das das Geld der Anleger professionell anlegt und verwaltet.

Nachhaltigkeit:
im Einklang mit Umwelt, sozialen Werten, Menschenrechten und fairen Geschäftsbeziehungen wirtschaften und investieren.